Stille braucht es auch im digitalen Raum! Ein Herzensanliegen des Kollektivs der Stille ist es, die Selbstwirksamkeit abseits digitaler Stimuli zu entdecken. Silence Spaces fördern die Auseinandersetzung mit dem Selbst ohne Internet und den dazugehörigen Utensilien. Nun hat uns die Pandemie mit ihrer einhergehenden intensiven Digitalisierung vor eine Herausforderung gestellt – auch wir haben in diesem Zuge einen online-Workshop abgehalten und viel gelernt. Das Netzwerk N hat uns im Rahmen der Konferenz N 2020 eingeladen, unsere Suffizienz-Strategie, welche im Sommer 2020 in ihrem Werk "Suffizienz an Hochschulen im ländlichen Raum" zu teilen. Hier ist unser Bericht:
Wie fördern wir innere Resilienz, während Leistungsdruck und Klimawandelfakten uns zu überwältigen drohen? Wo beginnt Nachhaltigkeit und wie kann ich sie als Geisteshaltung verstehen und leben?
Im Rahmen der Konferenz N gingen wir in unserem Workshop „Raum für Stille und seine Bedeutung für nachhaltige Bildung“ gemeinsam mit 16 Teilnehmenden diesen Fragen nach und traten eine ermutigende 90-minütige Reise an. Wir durchliefen verschiedene (Transformations-)Ebenen, denn Nachhaltigkeit kann sich nicht nur auf einer Ebene bewegen - es handelt sich um ein ganzheitliches Phänomen. Ganzheitliche Nachhaltigkeit bewegt sich für uns auf drei Relationsebenen:
(1) Ebene: Das Selbst
(2) Ebene: Mitmenschen
(3) Ebene: Mitwelt
Wir adressierten die Ebene des Selbst in Form einer meditativen Stille-Reise, in der wir den Teilnehmenden die Stille näherbrachten. Wie geht es mir? Wie fühlt sich Stille an? Wie nehme ich sie wahr?
Die zweite Ebene wurde durch eine Übung ausgeführt, in der die Teilnehmenden in Paaren zusammengekommen sind und sich über die Frage: „Wann hattest du das letzte Mal das Bedürfnis etwas in deinem Leben ändern zu müssen?“ unterhielten. Jedoch sollte dies nicht eine gewöhnliche Konversation sein – im Zentrum stand die Förderung von Empathie. Die Aufgabe bestand darin sich nacheinander wertfrei zuzuhören und danach das Gehörte zu paraphrasieren – so ließen sich die Partner*innen aufeinander ein und steigerten das gegenseitige Verständnis und Mitgefühl.
Auf der dritten Ebene befassten wir uns mit der Mitwelt. „Mitwelt“ meint mehr als Umwelt. Sie bezieht die gesamte Umgebung und ihr Beziehungsgeflecht mit ein - von Flora, Fauna, Mitmenschen und der eigenen Gefühlswelt, also dem Selbst. Wie steht es nun um die Kommunikation mit der Mitwelt, wenn sich aufmerksam dem Selbst und den Mitmenschen genähert wurde? Hier zeigt sich die Möglichkeit den inneren Wandel nach außen zu tragen und wir stellten die Fragen: „Wie kommen wir ins Handeln, um eine sozial-ökologische Transformation an der eigenen Hochschule befeuern zu können? Wie können Bildungsinhalte neu gelernt werden?“
In Kleingruppen bekamen die Teilnehmenden Zeit, um sich darüber auszutauschen und erste Erkenntnisse zu ernten.
Als Fazit lässt sich festhalten, dass sich innerer Wandel und äußerer Wandel gegenseitig bedingen. Unsere Handlungen entspringen unseren Ansichten, also unserer Haltung. Daher berührt nachhaltiges Verhalten die tiefliegenden inneren Strukturen eines jeden Menschen. Gerade weil der innere Wandel in der Bildung ebenso wie im Nachhaltigkeitsdiskurs unserer Meinung nach unterrepräsentiert ist, legten wir in unserem Workshop darauf ein besonderes Augenmerk.
Durch das Wahrnehmen und Bespielen der drei Ebenen ermöglichen wir uns eine neue Form der Kommunikation, die empathisch und wohltuend ist. Eine Kommunikation des offenen Geistes, offenen Herzens und offenen Willens, um Wandel mitzugestalten. Anstatt sich als Opfer von äußeren Umständen zu betrachten, können wir uns so als Teil der Lösung(en) begreifen und Handlungsspielräume erkennen und nutzen. So können sich eben diese Handlungsspielräume auch an Hochschulen auftun.
Veränderung beginnt bei uns selbst. Entdeckt mit uns weiterhin die Stille und wie sich ihr transformatives Potential entfalten kann.
Für weitere Informationen zu Nachhaltigkeit, Suffizienz und höherer Bildung finden Sie hier:
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