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AutorenbildValerie Voggenreiter

Stille bricht sich ihren Raum

Aktualisiert: 26. Nov. 2019

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Wir wurden eingeladen! Der "Verein zur Förderung ökologisch-ökonomisch angemessener Lebensverhältnisse" (FAL. e.V.) in Wangelin, Mecklenburg Vorpommern hat uns gebeten, der dort vorhandenen Jurte Leben einzuhauchen - mit Stille.


Der Wangeliner Garten, in dem die Jurte nun steht beherbergt mehr als 900 Pflanzenarten auf dem 15.000 Quadratmeter großen Areal. Dies macht ihn zum größten Kräutergarten seiner Art in dem Bundesland. Neben der Schönheit, die ein solcher Ort birgt, wird auch die Heilkraft durch Pflanzen in den Mittelpunkt gerückt. Auf thematischen, nach Krankheitsbildern geordneten Beeten, bekommen Besucher*innen einen umfangreichen Eindruck traditioneller und gegenwärtiger Nutzungsmöglichkeiten von Heilpflanzen. Nun wird der Heilaspekt des Geistes durch Stille in Form eines Silence Space im Garten noch bereichert.


Mittels eines interaktiven Workshops zum Thema "Stille und die sozial-ökologische Transformation" haben wir zu zehnt neue Erkenntnisse gewonnen, inwiefern Stille zu gesellschaftlicher Veränderung in Industrienationen beitragen kann.

Begonnen mit Stille und einer geleiteten Meditation, gingen wir der Frage auf den Grund, was Stille für einen jeden bedeutet. Wir fragten die Teilnehmenden, aus welcher Motivation sie an einem Workshop zum Thema Stille teilnehmen. Für einen Großteil der Gruppe, barg Stille ein Refugium - eine Oase im Alltag, aus der Kraft geschöpft werden kann.

Ausgehend von dieser subjektiven Wahrnehmung im ersten Teil des Workshops, legten wir dann unseren Fokus auf das Zuhören, schlugen so die Brücke vom Individuum zur Beziehungslandschaft: "Was passiert, wenn ich zuhöre, ohne dem Drang des sofortigen Antwortens nachzugehen?" Mit Hilfe von Partnerübungen wurde das aktive Zuhören geübt. Zuhören bekam somit ein neues Territorium und heilsame Prozesse konnten angestoßen werden, indem dem Ausgesprochenen einfach Raum gegeben, und Stille auch mal ausgehalten wurde.

Der dritte Baustein des Workshops versuchte dann das Geflecht der Gesellschaft zu adressieren, in dem wir verwoben sind. Wie können wir durch Techniken der Selbstwahrnehmung, sowie durch achtsamen Umgang mit unseren Mitmenschen auch Einfluss auf das große Ganze nehmen? In Kleingruppen wurde zu der Frage, "Welche Rolle spielt deiner Meinung nach Stille für eine Transformation in unserer Gesellschaft?" brainstorming betrieben. Die Hauptaussagen der ingesamt vier Gruppen wurden gesammelt und geclustert. Die Überschneidungspunkte und Meinungen ergaben eine Momentaufnahme der Gruppe und veranschaulichten ihre Meinung zu dem inhärenten Potential von gesellschaftlicher Transformation durch Stille.

Die Reflexionen zum zwei stündigen Workshop waren berührend. Es hatte sich im tiefsten Inneren der Teilnehmer*innen (zwischen 1 und 72 Jahren) viel geregt, was in der Abschlussrunde ausgesprochen werden konnte. Somit hat schon ein Stück Transformation in jedem Einzelnen stattgefunden.


Knallharte Klimawandelfakten können einem an die Nieren gehen. Die Versuchung den Kopf in den Sand zu stecken ist groß - durch Projekte wie den Silence Space kann der Handlungsspielraum eines jeden Einzelnen aufgezeigt werden. Mit Hilfe des Innehaltens, Zusammenkommens und kollektiven Besinnens in der Öffentlichkeit können Strategien entstehen, wie Veränderung kollektiv gestaltet werden kann. Dabei können und müssen wir uns gegenseitig aufbauen in Zeiten von Überforderung. Nun ist der erste Ableger des Silence Space in Deutschland, Mecklenburg Vorpommern geboren worden. Wir freuen uns auf weitere Felder, die mit Stille bespielt werden können und so Hoffnung auf eine lebensbejahende Zukunft gedeihen kann. Die Erde wird sich von allen Plagen eines Tages erholen - sie muss in dem Sinne nicht gerettet oder geheilt werden. Was es jedoch zu heilen gilt, sind menschliche Eigenschaften wie unersättliche Gier, überzogener Egoismus und Apathie. Und diese Heilung beginnt bei jedem Einzelnen und kann ihre volle Tragweite dadurch erreichen, indem sie auch im gesellschaftlichen Diskurs ihren Platz und Raum bekommt. Im Wangeliner Garten können Heilpflanzen und der Silence Space definitiv zur Genesung bei Überforderung und Stress einen großen Teil beitragen.


Wir sprechen an dieser Stelle noch einmal unseren herzlichen Dank an Jasmin und Klaus aus, die uns aus ihrer Neugierde heraus eingeladen, und uns herzlich betreut haben. Wir kommen gerne wieder.


We were invited! The "Association for the promotion of ecologically and economically appropriate living conditions" (FAL e.V.) in Wangelin, Mecklenburg Vorpommern has asked us to breathe life into the existing yurt - with silence.


The Wangeliner Garten, where the yurt now stands, houses more than 900 plant species on the 15,000 square meter site. This makes it the largest herb garden of its kind in the state. In addition to the beauty of such a place, the healing power of plants is also the focus. On thematic beds arranged according to disease patterns, visitors get a comprehensive impression of traditional and current uses of medicinal plants. Now the healing aspect of the mind is enriched by silence in the form of a Silence Space in the garden.


Through an interactive workshop on "Silence and the social-ecological transformation", we have gained ten new insights into how silence can contribute to societal change in industrial nations.

Started with silence and a guided meditation, we went to the bottom of the question, which means silence for everyone. We asked the participants why they would attend a workshop on the subject of silence. For a large part of the group, silence was a refuge - an oasis in everyday life, from which power can be drawn.

Based on this subjective perception in the first part of the workshop, we then focused on listening, bridging the gap between the individual and the relationship landscape: "What happens if I listen without pursuing the urge of immediate response?" With the help of partner exercises active listening was practiced. Listening thus became a new territory and salutary processes could be initiated by simply giving the extrojected space and silence.

The third component of the workshop then tried to address the web of society in which we are interwoven. How can we use the techniques of self-perception, as well as the careful handling of our fellow human beings, to influence the big picture? In small groups, the question was, "What role does silence in your opinion for a transformation in our society?" Brainstorming operated. The main statements of the four groups were collected and clustered. The points of intersection and opinions provided a snapshot of the group and illustrated their views on the inherent potential of social transformation through silence.

The reflections on the two-hour workshop were touching. It had moved a lot inside the participants (between 1 and 72 years old), which could be said in the final round. Thus, a piece of transformation has already taken place in each individual.


Hard-hitting climate change facts can lead to desperation. The temptation to give up and to proceed business as usual is great - through projects such as the Silence Space, the agency of each individual can be shown. With the help of pausing, gathering and collective reflection in public spaces, strategies can emerge, which show how change can be shaped collectively. We can and must build each other up in times of excessive demand.

Now the first branch of the Silence Space in Germany, Mecklenburg Vorpommern was born. We look forward to more areas that can be filled with silence and thus hope for a life-affirming future to flourish.


The earth will recover from all the plagues one day - it does not need to be saved or healed in that sense. But what needs to be healed is human qualities such as insatiable greed, exaggerated egoism and apathy. And this healing begins with each individual and can reach its full extent by also getting its place and space in the social discourse. In Wangeliner Garten, medicinal plants and Silence Space can definitely contribute a lot to recovery from stress.

Once again we would like to express our heartfelt thanks to Jasmin and Klaus, who invited us out of their curiosity and looked after us warmly. We will be back.

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