English Version below
Gedanken über unser Bewusstsein, innere Balance und Stille:
Eine mögliche Betrachtungsweise für das Bewusstsein ist, dass es unser zentrales Wahrnehmungsorgan ist und in enger Wechselwirkung mit unserer Weltanschauung steht. Die momentan dominanten Weltanschauungen zielen – stark vereinfacht ausgedrückt - auf individuelle Nutzenmaximierung und füttern sehr stark unser Ego. Ein Ansatz den Otto Scharmer sehr schön beschreibt ist, dass wir von diesem Ego- Bewusstsein zu einem Eco (system)- Bewusstsein kommen müssen – verstehen müssen, dass wir eben Teil eines größeren Bewusstseins sind, eines größeren Lebensnetzwerkes sind, dass wir Teil der Natur sind auf die auch wieder kosmische Kräfte ganz stark wirken – und wir in konstanter Wechselwirkung mit all diesen Kräften leben – also von diesen beeinflusst werden, diese aber natürlich auch beeinflussen. Und genau dieser Wandel des Bewusstseins ist glaube ich ein zentraler und wichtiger Schritt zur Heilung unserer Beziehungen – mit uns selbst, mit unseren Mitmenschen und unserem lebendigen Planeten.
Ein erster Schritt hierfür kann sein vom Ego- Bewusstsein zur Ego- Bewusstheit zu kommen:
Viele spirituelle Lehrer sagen und viele Menschen denken, dass Ego müsste man komplett besiegen oder zumindest überwinden. Ich möchte euch eine andere Perspektive anbieten:
Ist dein Kopf immer ruhig und klar?
Ist dein Herz immer liebevoll?
Ist deine Seele immer glücklich und freundlich?
Wieso sollte dann dein Ego immer ausgeglichen und friedlich sein?
Wollen wir unser Herz abtöten, wenn es Hass verspürt? Eher nicht – wir wollen es Heilen.
Unser Ego gibt uns eine Menge Willenskraft und bestärkt uns darin unsere Ziele zu verfolgen, es ist Teil unserer Identität und es motiviert uns! Ich finde das wundervoll! Ich liebe mein Ego und ich möchte es nicht los werden!
Aber gerade, weil ich mein Ego liebe bin ich nicht blind gegenüber seinen Schwächen sondern beobachte es und versuche es in Balance zu halten. Gerade in unserer Gesellschaft bekommt das Ego häufig zu viel Aufmerksamkeit und Macht – es wird ähnlich wie unser rationaler Verstand konstant gefüttert und übernimmt häufig die Führung. Dadurch kann es passieren, dass es immer gieriger und lauter wird, es schreit nach mehr und mehr Aufmerksamkeit… und übertönt dadurch die sanftere Stimme des Herzens und unseren subtilen Intuitionen.
Wenn wir diesen Mechanismus kennen und Bewusstheit darüber erlangen, können wir versuchen in einen Ausgleich zu kommen. Wir haben nämlich noch viele weitere wundervolle Intelligenzen und Sinnesorgane die wir nutzen können. Aktuelle Untersuchungen bestätigen was alte Weisheitstraditionen schon lange wissen, dass wir mindestens drei „Gehirne“ haben: das Kopf- Gehirn, das Herz- Gehirn und das Darm/Bauch- Gehirn. Sie haben alle ihre eigene Intelligenz und arbeiten als komplexes System zusammen („They have their own intrinsic nervous systems. They’ve got neurons. They’ve got the whole range of [capabilities] in order to do complex adaptive processes. They can take on information, process it, store it, change and adapt. Basically, if it can learn, it’s a brain.” – Quellen siehe unten). Bei Entscheidungen stehen diese Organe/ Gehirne/ Intelligenzen in einem energetischen Austausch und auch häufig im Konflikt: „“These three functions might not always be aligned on an issue. My head has a narrative, “I should… my rules are… my logic says… but my heart really wants to do something else. Still my gut says ‘Uh, not safe.’“
Meiner Meinung nach ist dieses komplexe Modell immer noch nicht ausreichend, um das Wunder unseres Körpers und unserer Entscheidungsfähigkeit zu erklären – es fehlen die Intelligenzen die nicht verkörpert sind oder die wir nicht lokalisieren können. Wie zum Beispiel unser Ego oder unser Bewusstsein…aber dieses Modell gibt uns einen Hinweis darauf, dass es nicht eine zentrale Entscheidungsinstanz gibt und wenn wir in Frieden und Einklang mit uns und dem Netz des Lebens leben wollen, wir nach Balance streben sollten. Dafür müssen wir zunächst eine gute Kommunikation in unserem Inneren ermöglichen.
Dies kann bedeuten zunächst still zu werden und zuzuhören.
Und auch dem Ego zuzuhören statt es zu verleugnen, aber sein schreien nicht als einzige Wahrheit anzunehmen sondern einzubetten in die Symphonie unserer inneren Sprache. Vermutlich kennt ihr Sprichwörter wie „folge deinem Herzen“ oder „höre auf dein Bauchgefühl“ – diese kommen daher, dass diese Intelligenzen schon früh erkannt wurden. Es sollte jedoch nicht dazu verführen ausschließlich darauf zu hören, sondern zuzuhören und diese Stimmen, Gefühle und Regungen mit einzubeziehen. Es geht also mal wieder nicht um Getrennt-Sein sondern um Verwobenheit und Verbunden-Sein.
Wenn wir Entscheidungen treffen, können wir also die Kräfte der unterschiedlichen Intelligenzen nutzen. Dafür ist hilfreich zunächst eine Haltung der Stille zu erlernen, um die dominanten Gedanken, Gefühle oder Emotionen wahrzunehmen und diese zur Ruhe kommen zu lassen, damit wir auch die etwas subtileren inneren Regungen wahrnehmen können. Manche sagen man solle im Bauch anfangen, weil da unsere Intuition ist und Forschungen zeigen, dass bei Entscheidungsprozesses dort die ersten „Signale“ entstehen… da ist sicher etwas Wahres dran. Aber aus meiner Sicht sollten wir einfach dort anfangen wo wir zuerst etwas wahrnehmen also ohne Zwang und zu forcieren…und das ist in unserer Gesellschaft meistens das Kopf- Gehirn – weil wir dazu trainiert sind alles mit dem rationalen Verstand zu erfassen und zu bewerten. Hier ist es (auch) wichtig gut zuzuhören - eventuelles Notizenmachen und anschließendes Loslassen um dann Herz und/oder Bauch zu spüren. Ich denke wichtig ist hierbei zu betrachten welche Entscheidungen wir treffen möchten: wollen wir ein Haus bauen, sollten wir vermutlich gut planen und dem Kopf eine höhere Bedeutung zumessen. Gleichzeitig sollten wir vor dem Bau auf unsere Intention höhren ob wir den richtigen Bauort und die Zeit gewählt haben und unser Herz kann uns dabei helfen zu fühlen ob wir mit den richtigen Menschen zusammenarbeiten. In Beziehungsfragen kann dagegen eher das Herz eine führende Rolle einnehmen...und wenn wir schnelle Entscheidungen treffen sollen, können wir uns meist auf unser Bauchgefühl - unsere Intention verlassen. Das bedeutet also nicht, dass wir den Intelligenzen jeweils ein gleichgroßes Gewicht geben sollten, aber wir können eine Bewusstheit für unser komplexes Selbst entwickeln, dies hilft vorallem wenn wir das Gefühl haben blockiert zu sein, dann kann es gut sein, dass wir Versuchen eine Entscheidung mit der falschen Instanz treffen zu wollen...oder, dass eine Instanz wie beispielsweise das Ego die Führung übernehmen möchte, zu laut wird und die anderen Stimmen übertönt.
Wenn wir also unser Ego mit Bewusstheit betrachten und in unser Bewusstsein einbetten, statt das Ego die zentrale Funktion des Bewusstseins steuern zu lassen, kommen wir zu einer Ego- Bewusstheit. Wenn wir uns selbst dann in einen größeren Kontext setzen und auch die Intelligenzen und Stimmen des Kosmos, der Natur, unserer Mitlebewesen berücksichtigen, kommen wir zu einem Eco-System-Bewusstsein.
English Version:
Thoughts about consciousness, inner balance and silence:
A possible way of looking at consciousness is that it is our central organ of perception and is in close interaction with our worldview. The currently dominant worldviews - to put it very simply - aim to maximize individual benefit and feed our ego very strongly. One approach that Otto Scharmer describes very nicely is that we have to come from ego- consciousness to an eco (system)- consciousness: accepting that we are part of a larger consciousness, a larger web of life, that we are part of nature and are also strongly influenced by cosmic forces - and we live in constant interaction with all these forces. And it is precisely this change in consciousness - from ego to eco - that I believe is a central and important step in healing our relationships - with ourselves, with our fellow human beings and with our living planet.
A first step in this can be to move from ego- consciousness to ego- awareness:
Many spiritual teachers say and many people believe that ego should be completely defeated or at least overcome. I want to offer you a different perspective:
Is your head always calm and clear?
Is your heart always loving?
Is your soul always happy and kind?
Then why should your ego always be balanced and peaceful?
Do we want to kill our heart when it feels hate? Rather not - we want to cure it.
Our ego gives us a lot of willpower and encourages us to pursue our goals, it is part of our identity and it motivates us! I think it's wonderful! I love my ego and I don't want to get rid of it!
But precisely because I love my ego, I am not blind to its weaknesses, but rather observe it and try to keep it in balance. In our society in particular, the ego often receives too much attention and power - like our rational minds, it is constantly fed and often takes the lead. This can make it more and more greedy and louder, it cries out for more and more attention ... and drowns out the gentler voice of the heart and our subtle intuitions.
If we know this mechanism and become aware of it, we can try to find a balance. We have many other wonderful intelligences and sensory organs that we can "use". Current studies confirm what ancient wisdom traditions have known for a long time: that we have at least three "brains": the head-brain, the heart-brain and the gut-brain. They all have their own intelligence and work together as a complex system ("They have their own intrinsic nervous systems. They've got neurons. They've got the whole range of [capabilities] in order to do complex adaptive processes. They can take on information, process it, store it, change and adapt. Basically, if it can learn, it's a brain. ”- Sources see below). When making decisions, these organs / brains / intelligences are in an energetic exchange and sometimes in conflict: " These three functions might not always be aligned on an issue. My head has a narrative, “I should… my rules are… my logic says… but my heart really wants to do something else. Still my gut says ‘Uh, not safe.’ “
In my opinion, this complex model is still not enough to explain the miracle of our body and our decision-making ability - the intelligence that is not embodied or that we cannot localize is missing. Like our ego or our consciousness ... but this model gives us an indication that there is no central decision-making body and if we want to live in peace and harmony with ourselves and the web of life, we should strive for balance. To do this, we first need to enable good communication within ourselves.
This can mean silence and listening at first.
And also listening to the ego instead of denying it, but also not to accept as the only truth but to embed it in the symphony of our inner orchestra. You probably know proverbs like "follow your heart" or "listen to your gut feeling" - these come from the fact that these intelligences were recognized early on. However, it should not be tempting to listen exclusively to it, but to listen and to include these voices, feelings and emotions. So it is - agian and again - not about being separated, but about interweaving and being connected.
So if we make decisions, we can use the powers of different intelligences. It is helpful to learn a posture of silence in order to first perceive the dominant thoughts, feelings or emotions and to let them come to rest afterwards; so that we can also perceive the somewhat more subtle inner emotions. Some say you should start in the gut, because that's where our intuition is, and research shows that the first "signals" are generated during the decision-making process ... there is sure to be something true about it. But from my point of view, we should just start where we first perceive something without compulsion and force ... and in our society that is most often the head-brain - because we are trained to grasp and evaluate everything with the rational mind. Here it is (also) important to listen carefully - possibly taking notes and then letting go to then feel your heart and / or stomach. I think it is important to consider which decisions we want to make: if we want to build a house, we should probably plan well and give the head more importance. At the same time, we should listen to our intentions before construction whether we have chosen the right place and time. Our heart can help us to feel whether we are working with the right people. On the other hand, the heart can play a leading role in relationship issues ... and if we are to make quick decisions, we can usually rely on our gut feeling - our intention. So this does not mean that we should give the intelligences equal weight, but we can develop an awareness of our complex self. This helps especially if we feel blocked, then it may well be that we are trying to make a decision wanting to meet with the wrong authority ... or that an authority such as the ego wants to take the lead, becomes too loud and drowns out the other voices.
So if we look at our ego with awareness and embed it in our consciousness instead of letting the ego control the central function of consciousness, we come to an ego consciousness. If we then put ourselves in a larger context and also take into account the intelligences and voices of the cosmos, nature, our fellow beings, we will come to an eco-system consciousness.
Quellen:
Von Ego- System zu Eco- System: https://www.youtube.com/watch?v=YIBunitnf0g
Die vier Ebenen des Zuhörens: https://www.youtube.com/watch?v=VZ7VTQeJaEo
Bildnachweise:
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